Konferenzen und Referenten


Entdecken Sie die verschiedenen Konferenzen, an denen Sie teilnehmen können die Sie während des Kongresses besuchen können, sowie
und die Vorstellung ihrer Referenten.

Michel Alhadeff-Jones

Michel Alhadeff-Jones

06.09.2022 – Dienstag Morgen

Hauptkonferenz

Soziale Arbeit und ihre Zeitlichkeit: kritische, emanzipatorische und transformative Fragen

Michel Alhadeff-Jones ist Sozialpsychologe und Philosoph für Bildung und Erziehung. Er ist ausserordentlicher Professor an der Columbia University (USA), Dozent und Leiter des Weiterbildungszertifikats (CAS) „Life Stories and Biographical Support“ an der Universität Freiburg und Direktor des Sunkhronos Instituts (Schweiz). Er erforscht die Art und Weise, wie Menschen im Laufe ihres Lebens lernen, zeitliche Transformationsprozesse und Konflikte zu interpretieren, sowie die Art und Weise, wie Menschen eine rhythmische Intelligenz entwickeln, die auf einem kritischen Bewusstsein für erlebte Zeitlichkeiten und Rhythmen beruht. Er ist Autor von Time and the Rhythms of Emancipatory Education (Routledge, 2017) sowie zahlreicher Artikel auf Englisch und Französisch zu diesen Themen (www.alhadeffjones.com).

Präsentation des Vortrags

In einem ersten Schritt schlägt dieser Vortrag vor, die Einrichtungen und Praktiken der Sozialarbeit zu konzipieren, indem man die Pluralität der Zeitlichkeiten in Betracht zieht, die sie prägen und mit denen sie konfrontiert werden. Eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Zeitlichkeiten ermöglicht es, die Art und Weise zu überdenken, in der sich die Macht- und Kräfteverhältnisse zwischen den verschiedenen beteiligten Akteuren entfalten. In einem zweiten Schritt wird das emanzipatorische Ziel der Sozialarbeit aus einer zeitlichen Perspektive neu betrachtet. Es geht also darum, die Spannungen zwischen Entfremdung und Emanzipation, Abhängigkeit und Autonomie zu begreifen, indem man versucht, die Rhythmizität zu erfassen, die die Art und Weise kennzeichnet, wie sie sich im Laufe der Zeit entwickeln. Da die Sozialarbeit an Transformationsprozessen beteiligt ist, setzen diese schließlich voraus, dass man sich systematischer mit den Möglichkeiten der Beeinflussung der Zeitlichkeit, die diese Prozesse definiert, auseinandersetzt. Es geht also darum, im Zentrum der Bildungs- und Betreuungsaktivitäten eine kritische Reflexivität und eine Handlungsfähigkeit zu entwickeln, die sich auf die Fluidität des Verhältnisses zur Zeit, auf die Erfahrung von Veränderung und auf die Rhythmen, durch die sich jeder Mensch im Laufe seines Lebens verändert, beziehen.

Marc Atallah

Marc Atallah

06.09.2022 – Dienstagnachmittag

Sekundärvorlesung 1 (Themenwahl)

Die Verbindung zu anderen und zu sich selbst durch die digitale Technologie wiederherstellen?

Marc Atallah ist Direktor des Maison d’Ailleurs (Museum für Science Fiction, Utopie und außergewöhnliche Reisen), Direktor des Festivals Numerik Games und Dozent an der französischen Fakultät der Universität Lausanne. Seine Forschungen konzentrieren sich hauptsächlich auf konjekturale Literatur (Utopie, Dystopie, imaginäre Reisen, Science Fiction) und auf Literaturtheorien (Gattungstheorien, Theorien der Fiktion). Er ist Autor zahlreicher Artikel und Mitherausgeber mehrerer Bücher, darunter L’Homme-machine et ses avatars (2011), Souvenirs du Futur. Les miroirs de la Maison d’Ailleurs (2013), Pouvoirs des jeux vidéo (2015), Portrait-Robot ou Les multiples visages de l’humanité (2015), L’Art de la science-fiction (2016), Pop Art, mon Amour. Die Kunst von Tadanori Yokoo und Manga (2016), Ich bin dein Vater! Origins and Legacies of an Intergalactic Saga (2017), The Game (2018), (Im)Perfect Worlds. Autour des Cités obscures von Schuiten und Peeters (2019) und La Parade monstrueuse (2020).

Präsentation des Vortrags

Unter all ihren Merkmalen haben die digitalen Technologien unser Verhältnis zur Zeitlichkeit verändert: Das Triebhafte hat den Vorrang vor dem Begehren erhalten, das Warten ist zum Synonym für eine zeitgenössische Beleidigung geworden. Doch was wie ein Fortschritt erscheinen mag, besitzt auch problematische Konsequenzen: Welchen Platz soll man dem anderen einräumen, wenn er auf eine Information reduziert wird? Und wie können wir uns selbst betrachten, wenn unsere Aufmerksamkeit in jedem Moment von Geräten in Anspruch genommen wird, die zu überzähligen Mitgliedern geworden sind? Diesen Fragen werde ich mich widmen, indem ich über die Digitalisierung mithilfe der Science-Fiction-Fantasie nachdenke, die ihrerseits wieder Zeit einführt und somit unserem Menschsein wieder mehr Tiefe verleiht.

JULIEN PIERON

JULIEN PIERON

07.09.2022 – Mittwochmorgen Teil 1

Sekundärvorlesung 2 (Themenwahl)

Philosophie und Zeitlichkeit

Julien Pieron ist Lehrbeauftragter an der Abteilung für Philosophie der Universität Lüttich (Belgien). Er hat einen Lehrstuhl für Metaphysik und Theorie der Wissenspraxis inne und leitet außerdem zusammen mit F. Provenzano den fachspezifischen Masterstudiengang Analyse und Schaffung von kritischem Wissen. Zusammen mit F. Caeymaex und V. Despret ist er wissenschaftlicher Herausgeber eines Bandes, der dem neueren Denken von Donna Haraway gewidmet ist (Habiter le trouble avec Donna Haraway, Éditions Dehors, 2019).

Präsentation der Konferenz

Vor nunmehr fast einem Jahrhundert versuchte der Philosoph Martin Heidegger, die philosophische Frage nach dem Sinn des Seins oder des Existierens im Lichte der Frage nach der Zeit neu zu stellen. Seine phänomenologische Untersuchung führte ihn in Nachbarschaft zur aufkommenden Ethologie dazu, einen neuen Begriff der Welt als Ort oder Mitte unseres „menschlichen Wohnens“ zu konstruieren. Sie führte ihn auch dazu, eine phänomenologische Beschreibung der Weltzeit vorzuschlagen, die als jene alltägliche Zeit betrachtet wird, die nicht die einheitliche Zeit der klassischen Physik ist, sondern vielmehr die zerklüftete und potenziell plurale Zeit des Kairos oder der Gelegenheit.

Indem wir in einer neuen historischen Situation einen neuen philosophischen Rahmen vorschlagen, um die Frage der Zeit anzugehen, über einen Ansatz, der sowohl vom Erbe des Pragmatismus von William James als auch von der Wiederaufnahme der kollaborativen Untersuchung der Existenzweisen genährt wird, die sich derzeit an der Schnittstelle zwischen Philosophie und Sozialwissenschaften abzeichnet, möchten wir die Heideggersche Analyse der Weltzeit neu hinterfragen.

Was wird aus dieser Weltzeit, sobald die Welt nicht mehr nur als anthropologische Struktur betrachtet, sondern aus einer ökologischen Perspektive begriffen wird, als jenes untrennbar materielle und semiotische Milieu, das sich in die Verflechtung der interspezifischen Beziehungen einwebt? Wie kann man die Pluralität, die Nachbarschaft und die Verflechtung von Welten und Zeiten denken? Was sind die möglichen Kompositionspunkte zwischen ihnen, und wo verlaufen die Linien unaufhebbarer Konflikte? Wie können wir in einer Zeit beispielloser ökologischer Umwälzungen und Krisen Gelegenheiten schaffen, die Nutzung der Welt und der Zeit, aber auch die Verteidigung und Kultivierung der Welten, die uns wichtig sind, zu erlernen oder wieder zu erlernen?

Manon Schick

Manon Schick

07.09.2022 – Mittwochmorgen Teil 2

Sekundärkonferenz 1

Die Rolle des Staates in der Bildungsarbeit

Manon Schick studierte Literaturwissenschaften an der Universität Lausanne und arbeitete als Journalistin in Lausanne, bevor sie 2003 als Freiwillige mit Peace Brigades International nach Kolumbien reist, wo sie lokale Menschenrechtsorganisationen begleitete. Von 2004 bis 2020 arbeitet sie für die Schweizer Sektion von Amnesty International, zuerst als Sprecherin, dann als Leiterin der Medienarbeit und schliesslich während fast 10 Jahren als Generaldirektorin. Seit September 2021 ist sie Leiterin der Generaldirektion für Kinder und Jugend, der Abteilung des Kantons Waadt, die für Kinderschutz, Prävention, Partizipation und Förderung der Jugendarbeit zuständig ist.

Präsentation des Vortrags

Um die Einhaltung der Kinderrechte zu gewährleisten, müssen Staaten, öffentliche und private Institutionen, Nichtregierungsorganisationen oder auch UN-Einheiten zusammenarbeiten, auch wenn jeder eine andere Rolle hat und jeder nach unterschiedlichen Zeitvorgaben handelt. Die Staaten müssen ihre internationalen Verpflichtungen einhalten (z. B. die Umsetzung der Kinderrechtskonvention) und müssen Rechenschaft über die Mittel ablegen, die sie für Bildung, Kinderschutz, Prävention und Partizipation bereitstellen. In der Schweiz und insbesondere im Kanton Waadt besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Staat und halbstaatlichen oder privaten Akteuren, wenn es um Fragen der Prävention und des Schutzes von Kindern geht. Der Staat delegiert die Betreuung von Kindern, die mit einer Behinderung leben oder eine außerfamiliäre Unterbringung benötigen, an private Einrichtungen, finanziert ihnen diese Betreuung und überwacht die Art und Weise, wie diese Einrichtungen mit den Kindern umgehen. Die Zivilgesellschaft kann als Weichensteller fungieren, indem sie Empfehlungen ausspricht oder das öffentliche Handeln kritisiert.

Die unterschiedlichen Zeiträume und die unterschiedlichen Rollen der einzelnen Einheiten führen natürlich zu Widersprüchen und sogar Konflikten. Der Staat ist dafür verantwortlich, mit diesen Widersprüchen umzugehen, um eine optimale Umsetzung der Kinderrechte zu gewährleisten.

Magali Dubosson

Magali Dubosson

Sekundärkonferenz 2

Hat die Zeit noch einen Wert?

Magali Dubosson ist Professorin für Marketing und Co-Direktorin des Market and Observatory Lab an der Haute Ecole de Gestion Fribourg. Sie war Dozentin an der EPFL und der HEC Lausanne und Assistenzprofessorin in Thunderbird. Zuvor war sie Geschäftsführerin von HEG Genf. Sie hat in der Schweiz und im Ausland in den Bereichen Banken, Versicherungen, Bildung und Beratung gearbeitet. Sie besitzt einen Executive Master in Internationalem Management und einen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften der Hautes Etudes Commerciales (HEC) der Universität Lausanne. Sie hat verschiedene Forschungsstipendien erhalten, z. B. für die Nutzung des Internets im Luxusmarketing, die Entwicklung von Preisbildungsmethoden für Dienstleistungen und die Entwicklung von Vorwärtskontrollen zur Vermeidung menschlicher Risiken.

Zu ihren Forschungsinteressen gehören: menschliches Risikomanagement, Anwendungen von Technologie im Marketing, Risiken im Zusammenhang mit der Digitalisierung, innovative Dienstleistungsgestaltung.

film

film

07.09.2022

Mittwochnachmittag

Zeitlichkeit in der Migration – Film

Guillaume Delannoy

Guillaume Delannoy

09.09.2022

Freitag Morgen

Hauptkonferenz

Die Fallen der Zeit

Guillaume Delannoy ist stellvertretender Direktor des Gregory Bateson Instituts (IGB) und Präsident der Association Vaudoise d’Intervention et de Thérapie Systémique (AVDITS). Er unterrichtet den systemischen und strategischen Ansatz an mehreren Universitäten und Hochschulen in Frankreich, Belgien und der Schweiz. Guillaume ist Leiter der Beratungsstelle des IGB in Lausanne. Er begleitet auch Einzelpersonen und Teams, die in ihrem beruflichen Kontext auf Schwierigkeiten stoßen, und beaufsichtigt regelmäßig mehrere sozialpädagogische Teams in Frankreich und der französischsprachigen Schweiz. Er ist Autor und Co-Autor mehrerer Artikel über den Palo-Alto-Ansatz.

Präsentation des Vortrags

Die Dinge müssen vorankommen, die Leistungsempfänger Fortschritte machen, Probleme gelöst werden, die Fachkräfte die ihnen gesetzten Ziele erreichen – und das alles möglichst schnell und nachhaltig. Der Versuch, zu schnell voranzukommen, ist für Praktikerinnen und Praktiker oft eine Falle, die paradoxerweise dazu führt, dass sie Zeit verlieren, dass sie das Gefühl haben, auf der Stelle zu treten oder vor unüberwindbaren Hindernissen zu stehen.